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Landschaftliche Zonen

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Landschaftliche Zonen

In vielen Städten Ostdeutschlands werden derzeit leer stehende Gewerbe- und Industriegebäude und überzählige Wohnhäuser abgebrochen, so auch in Dessau-Roßlau. An deren Stelle soll im Stadtteil Dessau nach einem flexiblen Umbaukonzept Schritt für Schritt ein zusammenhängender Landschaftszug entstehen. Auf diese Weise wird ein Stück Natur in die Stadt geholt – genau dort, wo städtische Gebiete als solche nicht mehr funktionieren und brach liegen.

Entscheidend für die neue Gestalt der Stadt Dessau-Roßlau wird die kontrastierende Wirkung von dichten urbanen Kernen und der erzeugten Weite in den Landschaftszügen sein.

Das Dessau-Wörlitzer Gartenreich zählt zu den bedeutendsten historischen Kulturlandschaften Europas. Es ist Teil eines umfassenden Reformwerkes im Zeitalter der Aufklärung in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, zu dem neben pädagogischen und wirtschaftlichen Reformen u. a. auch ein Landesverschönerungsprogramm gehörte. Das Gartenreich steht für die Idee, das Schöne mit dem Nützlichen zu verbinden. Heute gehört es zum UNESCO-Welterbe. Es war daher ein nahe liegender Gedanke, sich dort für den neuen Landschaftszug Anregungen zu suchen und sozusagen das „Gartenreich in die Stadt zu holen“.
Das wichtigste Element ist deshalb die Fläche. Das Landschaftsbild ergibt sich über unterschiedliche Pflege- und Bewirtschaftungsformen und die Integration bestehender Vegetation oder Bebauung. So wird sich der Landschaftszug überwiegend als weite offene Gras- bzw. Sukzessionslandschaft darstellen. Module und Motive sind die übergeordneten Elemente im Dessauer Landschaftszug.

Module

Module

Module in Verbindung mit räumlicher Weite charakterisieren den künftigen Landschaftszug. Sie sind gleich bleibende und wiederkehrende Elemente zur Gestaltung des Landschaftszugs. Ihre Gestaltung ist nicht an den Charakter der jeweiligen Örtlichkeit gebunden.
Die Module "Claim" und "Eichengruppe" sind Symbole, Zeichen und Qualitätsmerkmale des Landschaftszugs. Mittels dieses Landschaftselements werden wieder erkennbare Zeichen gesetzt, die sich durch den gesamten Landschaftszug ziehen und ihn markieren. Sie werden entsprechend ihrer Bedeutung akzentuiert eingesetzt und haben ein Raster von 20 x 20 m.

Das Landschaftsmodul Eichengruppe (Quincunx) bedeutet die Markierung der Fläche durch ein gestalterisches Element. Sie nimmt direkten Bezug zum prägenden Bild der alten Eichen als Solitäre in der weiten Auenlandschaft von Mulde und Elbe im Gartenreich Dessau-Wörlitz.

Das Landschaftsmodul Claim nimmt Bezug auf den aufgeklärten Reformansatz des Gartenreichs. Es sind Akteursflächen für Bürger, Bürgergruppen, Organisationen oder Vereine, die ein Stück neue Stadtfolgelandschaft in Kultur nehmen wollen. Dabei sind außergewöhnliche Nutzungen mit experimentellem Charakter möglich und erwünscht. Ein Claim kann unentgeltlich für einen gewissen Zeitraum gepachtet werden.

Plakat Paten, zweiseitig [PDF, 4.591KB]

Motive

Motive

Motive sind thematische Elemente oder werden aus der Prägung des Ortes heraus und in Bezug zu bestehenden Nachbarschaften entwickelt. Ein Motiv kann an einen spezifischen Ort gebunden sein, z.B. Landmarken, Hochpunkte oder kann sich historisch mit dem Ort auseinander setzen.
Das Motiv „Besondere Nutzungen“ umfasst Gestaltungen und Nutzungen, für die ein Claim nicht geeignet ist, z.B. eine BMX-Dirtstrecke. Es kann sich aber auch um eine bestehende oder eine neu aufzubauende prägende Vegetation handeln, z.B. Felder, Waldränder, Plantagen.

Das Motiv „Spuren und Prägungen“ gibt Hinweise auf frühere Nutzungen und räumliche Zusammenhänge. Vorhandene Spuren z.B. Reste altindustrieller Standorte wie Bodenbeläge, Mauern oder Masten bleiben nach Möglichkeit bei der Umwandlung der Flächen erhalten. Sie verfügen über Identifikationspotenzial und „erzählen“ die Geschichte des Ortes. Sie geben dem Landschaftszug seine einmalige Prägung.

Ein weiteres Motiv sind Ordnungs- und Orientierungsstrukturen.
Ordnungsstrukturen bezeichnen die Ränder, sind Wege und gepflegte Streifen, der Waldrand, Querungen der landschaftlichen Zone, Übergänge zu den urbanen Kernen etc.
Orientierungsstrukturen sind Markierungen auf der Fläche. Dazu gehören Plateaus, die die Wahrnehmung der Fläche aus unterschiedlichen Perspektiven ermöglichen (z.B. Türme als Aussichtspunkte, Landmarken). Orientierungsstrukturen können auch „Seh-Hilfen“ (Erläuterungen) sein.

Kommunikationsprojekt Roter Faden

Kommunikationsprojekt Roter Faden

"Der Roter Faden - Stadtumbau erzählen, Bürger aktivieren"

Als dauerhafte Infrastruktur des künftigen Grünzugs verknüpft, verbindet und vernetzt der Rote Faden neue und bestehende Elemente der Stadtfolgelandschaft.

Die Prozesse und die Dimension des Stadtumbaus werden auf kurzweilige und interessante Weise erzählt und an Ort und Stelle für Passanten erlebbar.

Das Schweizer NRS-Team entwickelte dazu ein Infosystem aus Signalfahnen welche je nach Bedarf mit Schautafeln, Wegweisern kombiniert und ergänzt werden können. Die Fahnen sollen in Sichtbeziehung (ca. 100m) zueinander den Verlauf des roten Fadens markieren.

Die Fahnen und Informationsträger sind standardisiert, vandalismussicher, witterungsbeständig und lassen sich dem prozesshaften Charakter des Stadtumbaus entsprechend leicht in die veränderte Stadtfolgelandschaft platzieren.

Mit der feierlichen Übergabe der ersten Fahnen am 13. Oktober 2007 wurden die ersten 500m des künftigen Weges markiert.
Im Bereich des neu gestalteten Ostgrünzuges (Gartenstraße, Artenschutzturm,Bauhofstraße) wurden am 25. Juli 2008 die ersten wegweisenden Fahnen des Roten Fadens enthüllt.
Am 24. August 2008 konnte die Route des Roten Fadens erstmals öffentlich genutzt werden. Geführte Radtouren wurden angeboten und entlang des Weges luden Initiativen und Vereine zum Besichtigen und Verweilen ein.

Flächenmanagement

Flächenmanagement

Um Flächen für die IBA-Idee verfügbar zu machen, braucht es eine besondere Konzentration auf neue Techniken des Flächenmanagements. Hierbei geht es vor dem Hintergrund des notwendigen Umbaus der Stadt insbesondere darum, dass die planenden Ämter bei der Vermittlung der Gestaltungsziele an die Grundstückseigentümer eine aktive Rolle einnehmen.

Die Strategie der Stadt ist auf den Erwerb der umzugestaltenden Grundstücke im Landschaftszug gerichtet, da die Eigentümer in der Regel wegen fehlender Rentierlichkeit nicht an der Umgestaltung interessiert sind.

Durch das Angebot der Stadt an den Eigentümer seine Grundstücksflächen zu übernehmen, wird dieser wiederum von künftig wiederkehrenden Bewirtschaftungs- und sonstigen Grundstückskosten entlastet. Führt diese Vorgehensweise nicht zum Ziel, versucht die Stadt ihre Gestaltungsvorstellungen über langfristige Gestattungsverträge (15 Jahre) mit dem Eigentümer abzusichern.

Sind weder Grundstückserwerb noch Gestattungsvertrag praktikabel, wird versucht, durch Eintragung einer Baulast die künftige landschaftliche Nutzung des Grundstücks festzuschreiben.

Eigentümern mit Investitionsinteresse auf ihrem Grundstück im Landschaftszug werden auf der Grundlage von Verkehrswerten alternative Grundstücke mit nachhaltigeren Nutzungsmöglichkeiten in den urbanen Kernen zum Tausch angeboten.

Kontakt

Amt für Wirtschaft und Stadtplanung
Zerbster Straße 4
06844 Dessau-Roßlau

0340 204-2061
stadtplanung@dessau-rosslau.de

Audioguide

Der digitale Audioguide, bestehend aus 18 MP3-Dateien, steht in deutsch und englisch zur Verfügung.

IBA Stadtumbau 2010

Die Internationale Bauausstellung Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010 wurde vom Land Sachsen-Anhalt initiiert. Vom April bis Oktober 2010 präsentierten 19 Städte 19 Themen.