In der Schifferstadt Roßlau ist wie in der Stadt Dessau-Roßlau insgesamt seit der Wende 1990 viel passiert. Privates Engagement und erhebliche öffentliche Investitionen haben viele positive städtebauliche Veränderungen bewirkt, denkt man etwa an das Sanierungsprogramm in der Roßlauer Altstadt oder die Umnutzung der alten Kasernenareale zu modernen Wohngebieten.
Dennoch gibt es unübersehbare Defizite, die anerkannt, benannt und in Zukunft gelöst werden müssen. Zu ihnen zählen neben der Belastungen der Ortsdurchfahrt auch der teilweise hohe Wohnungs- und Gewerbeleerstand und die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum. Mit einem eigenen Stadtteilentwicklungskonzept sollen nun aktuelle Beurteilungsunterlagen und konkrete Handlungsansätze für die weitere Entwicklung Roßlaus gewonnen werden.
In den letzten Monaten fanden insgesamt vier Beteiligungswerkstätten zum Stadtteilkonzept Roßlau (STEK-RSL) statt. Durch eine rege Teilnahme konnten für das künftige Konzept eine Vielzahl an wertvollen Anregungen und Hinweisen gesammelt werden. Die Bürgerwerkstätten widmeten sich vier verschiedenen Schwerpunktorten der Stadtteilentwicklung: dem Marktplatz, dem Schillerplatz, dem Wohngebiet Richard-Paulick-Ring und dem Verlauf der Rossel.
In allen Werkstätten haben interessierte Roßlauer:innen gemeinsam mit dem Planungsteam, Vertreter:innen verschiedener Anlieger und Ämter der Stadtverwaltung sich Gedanken zum Ort, seinen Qualitäten, dem Handlungsbedarf und den Verbesserungsmöglichkeiten gemacht.
Die sehr konstruktiven Diskussionen in den Werkstätten wurden dokumentiert und flossen in die Ergebnisse des STEK-RSL ein. Ferner wurden in verschiedenen Fachgesprächen z.B. zur sozialen Situation in Roßlau, dem Wohngebiet Biethe, dem neuen Verlauf der Bundesstraße 184 oder der Situation traditioneller Gewerbestandorte in der Innenstadt weitere Kernthemen vertiefend untersucht. Zusammen mit den vorhandenen Analysen konnte das Planerteam von der beauftragten Bürogemeinschaft (Büro für Siedlungserneuerung / Wohnbund-Beratung Dessau) daraus eine Vielzahl an Handlungsempfehlungen und Konzeptansätzen ableiten.
Aus all diesen Analysen, Hinweisen, Gesprächen und Werkstätten ergibt sich nun ein Bild zu den Handlungsbedarfen, möglichen Handlungsansätzen und Maßnahmen für die weitere Stadtteilentwicklung in Roßlau.
Am 19. September 2023 wurden in einer Resümee-Veranstaltung die zentralen Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung zur Diskussion gestellt.
Der Entwurf des Stadtteilentwicklungskonzeptes liegt nun vor. Er wird nun zur Beschlussfassung in die zuständigen Gremien des Stadtrates eingebracht. Nach seiner Bestätigung durch den Ortschaftsrat Roßlau und den Stadtrat Dessau-Roßlau soll das Stadtteilkonzept Roßlau die Leitlinie für die künftige Entwicklung des Stadtteils Roßlau sein.
Am 28.06.2023 nahmen ca. 30 Interessierte mit ihren Rädern an der vierten und letzten öffentlichen Werkstatt zum STEK Roßlau teil. Ziel der abendlichen Radtour entlang der Rossel war es, Potentiale des Flusslaufes für die Stadtentwicklung in der Kernstadt zu erkunden.
Ausgehend vom Wassertunnel, vorbei an den Kleingartensparten, bieten z. B. der Sport- & Spielraum an der Grundschule Waldstraße und die bereits gestaltete Promenade an der Amtsmühle gute Gelegenheiten, den Flusslauf zu erleben und zugänglich zu machen. Flussabwärts soll das Betriebsgelände der WTZ gGmbH in den kommenden Jahren funktional wie gestalterisch weiterentwickelt werden. Es bietet sich an, dabei die Rossel und das Umfeld der benachbarten Ölmühle einzubeziehen, um so den Anschluss an die Hauptstraße herzustellen.
Auf der Baustelle „Bandhauer-Haus“ (Hauptstraße 103) erläuterte der Eigentümer und Baulei-ter Steffen Hass die historische Bedeutung und die mögliche Perspektive des Ortes nach der denkmalgerechten Sanierung und Gestaltung des Grundstücks bis zur Rossel.
Im weiteren Verlauf der Tour wurde von mehreren Teilnehmenden angeregt, alte Wegeverbin-dungen neu zu beleben. So ließe sich bspw. der Bereich rund um die Wasserburg mit den Streuobstwiesen des Schlossgartens über die Elbwiesen (Lehmbrücke) wieder besser mit der Rosselmündung (Bachspitze) verbinden. Nahe der Rosselmündung endete die Radtour an der Elbe. Die hier ansässigen Wassersportvereine machten darauf aufmerksam, dass sich das gepachtete Elbufer rund um die Steganlagen inzwischen zu einem beliebten öffentlichen Treffpunkt entwickelt hat. Intensiv diskutiert wurden die Möglichkeiten, diesen Bereich entsprechend auszustatten und zu pflegen.
Bei der abschließenden Diskussion am Grill der Ritterklause hoben alle Anwesenden noch einmal hervor, wie wichtig und wertvoll eine stärkere Verbindung zwischen dem namensgebenden Fluss Rossel und den einzelnen Stadtquartieren ist. Es sollten mehr direkte und für alle Generationen nutzbare Zugänge zum Wasser geschaffen werden. Dabei gilt es auch, die Rossel und ihre Freiraumpotentiale in die beiden großen Planungsprozesse für die Ortsumgehung (B184n) und die BUGA 2035 (Elbbalkon) einzubringen.
Die Ideen und Anregungen aus den vier Werkstätten fließen nun nach einer fachlichen Prüfung in das Stadtteilentwicklungskonzept (STEK) für Roßlau ein. Die wichtigsten Ergebnisse des STEKs zu Handlungs- und Themenschwerpunkten sowie Maßnahmenvorschlägen werden in einer abschließenden öffentlichen Informationsveranstaltung am Dienstag, den 19. September 2023 vor- und zur Diskussion gestellt.
Am 08. Juni 2023 gab es eine weitere öffentliche Werkstatt, diesmal zum Richard-Paulick-Ring. Zunächst ging die Gruppe mit ca. 30 interessierten Bürgerinnen und Bürgern auf einen Erkundungsspaziergang. Dieser führte von der Hauptstraße durch die dunkle Passage neben der Tagespflege „Roßlauer Hof“, über den Richard-Paulick-Ring zur Nordstraße, zur Waldstraße und zurück über den Richard-Paulick-Ring und die Fuge zur Hauptstraße. In der Ludwig-Lipmann-Bibliothek fand eine abschließende Diskussion zum Wohngebiet statt.
Zunächst einige Fakten: Das Wohngebiet entstand in den 1980er/1990er Jahren, es liegt nah am Roßlauer Zentrum und hat mit Kindertagesstätte, Grundschule, Supermarkt und Ärztehaus eine gute Grundausstattung. Ende 2021 lebten hier ca. 1.012 Menschen, das ist jeder zehnte Bewohner vom Stadtteil Roßlau. Etwa zwei von fünf Bewohnern sind im Seniorenalter, die durchschnittliche Haushaltsgröße beträgt 1,3 Einwohner pro Wohnung und ist damit sehr niedrig. Von den 940 Wohnungen stehen 20% leer, oftmals die oberen Etagen. Das Wohngebiet ist zusammen mit seinen Bewohnern älter geworden und könnte an manchen Stellen eine Auffrischung vertragen, etwa wenn es um die Freiraumgestaltung oder Wegeführung im Gebiet geht.
Diskutiert wurden die Verkehrsführung (Einbahnstraßenregelung am Richard-Paulick-Ring) und die Vermeidung von Schleichverkehr von der Nordstraße zur Waldstraße. Die Aufwertung der Skateanlage an der Waldstraße, die geplante Sanierung der Kita „Fuchs und Elster“ und der Neubau einer Wohnanlage an der Fuge werden neue Impulse setzen. Einig waren sich alle Teilnehmenden, dass die eingangs angesprochene dunkle Passage und die unklare Wegeführung am ehemaligen Hotel „Roßlauer Hof“ dringend verändert werden müssten.
Auch die dritte Werkstatt bestätigte viele Analysen und Ideen, die nun in das Gesamtkonzept einfließen werden.
Bei strahlendem Sonnenschein trafen sich am 11. Mai 2023 mehr als 40 Bürgerinnen und Bürger im Herzen der Schifferstadt mit Vertretern des Planungsbüros und der Stadtverwaltung zur zweiten Planungswerkstatt zum Stadtteilentwicklungskonzept (STEK) Roßlau. Zum Auftakt gab es einen gemeinsamen Abstecher zum „Bolzplatz Porsestraße“. Vor Ort wurde die Möglichkeit einer Erweiterung der Anlage für den saisonalen Schulsport der Sekundarschule aufgezeigt und zur Diskussion gestellt. Zurück auf dem Schillerplatz, ging es zunächst um die Zugänge und Zufahrten sowie die Stellplatzsituation zwischen den beiden Schulgebäuden und der Elbe-Rossel-Halle. Vor der katholischen „Herz-Jesu-Kirche“ stellte Dr. Kirsten Lott vom Referat Stadtgrün die Vitalität und Artenvielfalt des Platzgrüns vor und gab Hinweise für eine behutsame Qualifizierung der Grünanlagen. Am künftigen Standort stellte ein Vertreter des Saarländischen Schwesternverbandes das neue Bauprojekt „Altengerechtes Wohnen am Schillerplatz“ und die damit verbundenen Nutzungsansprüche an den öffentlichen Raum vor. Den Abschluss des kleinen Rundgangs bildete ein Blick von der „Kulturterrasse“ über den Parkplatz zum Einkaufszentrum und zur Bibliothek. Hier wurden erste Ideen für mögliche Veranstaltungen und mehr Verweilmöglichkeiten auf dem derzeit komplett versiegelten Platz geäußert. Im Anschluss an den einstündigen Rundgang kam es in der Schule zu einem konstruktiven Gedankenaustausch. Einigkeit herrschte über die Wichtigkeit des Platzes als Treffpunkt mit Verweilqualität. Zugleich ist es herausfordernd, die sehr unterschiedlichen Nutzungsansprüche an den Platz gestalterisch miteinander zu verbinden. Eine zentrale Aufgabe wird es sein, den Handelsstandort Schillerplatz zukunftsfest zu machen.
Die nächste Werkstatt mit dem Fokus „Wohngebiet Paulick-Ring“ findet am Donnerstag, den 08. Juni 2023 um 17.00 Uhr statt. Treffpunkt ist das Eiscafé Palermo in der Hauptstraße.
Am Mittwoch, den 12.04.2023 trafen sich trotz strömenden Regens mehr als 30 Bürgerinnen und Bürger vor dem Roßlauer Rathaus zur ersten Planungswerkstatt. Zunächst ging es zu Fuß vom Rathaus über den Markt zum leerstehenden Einzeldenkmal der alten „Bandhauer-Brauerei“. Hier wurde exemplarisch gezeigt, dass es neben der Freiraumgestaltung auch um die Reaktivierung der vielen ungenutzten Gebäude rund um den Marktplatz geht. Im Anschluss gab es am „Kohlmann‘schen Grundstück“ erste Ideen für die Gestaltung der Freifläche als Spielraum in Verbindung zur benachbarten Oelmühle. Über die Hauptstraße und den Kirchhof der Marienkirche ging es zurück auf den Markt. Dort wurde neben der unebenen Pflasterung auch die defekte Brunnenanlage sowie verschiedene Nutzungsansprüche thematisiert. Zurück im Rathaus, kam es zu einem überaus anregenden Austausch über die beim Rundgang angesprochenen Potentiale und Problemlagen. Einig war man sich, dass es Handlungsbedarf zur Aufwertung des Marktes als grüne Oase in der Altstadt gibt und dass dieser zu einem modellhaft umgestalteten „Klimaplatz“ werden könnte. Und dass es sinnvoll ist, diesen besser mit anderen innerstädtischen Freiräumen wie der Burg oder der Oelmühle zu verknüpfen.
Foto: Ulrich Knebler
Das 1. Bürgerforum zum STEK Roßlau fand am 14.01.2023 in der Turnhalle der Sekundarschule "An der Biethe" statt.
Worum ging es?
Nach einer umfassenden Auswertung von Daten, planerischen Grundlagen und Ortsbegehungen und der im Frühjahr/Sommer 2022 geführten Interviews mit sogenannten Stadtteilexpert:innen aus den Bereichen Kommunalpolitik, Wirtschaft und Vereinen wurde ein vielfältiges und ausgewogenes Bild von der aktuellen Situation im Stadtteil erarbeitet.
Der Kreis sollte bewusst erweitert werden und die Roßlauer Bürgerschaft sollte in einem öffentlichen Bürgerforum zu Wort kommen.
Was war Thema?
Beim ersten Bürgerforum wurden unter dem Motto „Wo stehen wir?“ erste Zwischenergebnisse aus der Analyse des Stadtteils Roßlau durch das beauftragte Büro für Siedlungserneuerung vorgestellt und die wesentlichsten Schwerpunkte für die künftige Stadtteilentwicklung zur Diskussion gestellt. Anschließend bestand ausgiebig Gelegenheit, in verschiedenen Arbeitsgruppen die Themen und Orte der Stadtteilentwicklung vertiefend zu diskutieren.
Die gemeinsam mit der Bürgerschaft entwickelten Ideen und Vorschläge werden anschließend inhaltlich weiter verarbeitet und im weiteren Werkstattverfahren zur Diskussion gestellt. Das daraus entstehende Stadtteilentwicklungskonzept soll nach seiner Bestätigung durch den Stadtrat die weitere Leitlinie für die Entwicklung des Stadtteils Roßlau sein.
Nach einer umfassenden Auswertung von Daten, planerischen Grundlagen und Ortsbegehungen erfolgen im Mai/Juni 2022 zunächst Interviews mit sogenannten Stadtteilexpert*innen aus der Kommunalpolitik, der Wirtschaft und lokalen Vereinen. Die Experteninterviews dienen dazu, ein möglichst vielfältiges und ausgewogenes Meinungsbild von der aktuellen Situation im Stadtteil herzustellen.
Die Bürgerschaft Roßlaus soll bei zwei öffentlichen Bürgerforen zu Wort kommen: Beim ersten Bürgerforum werden zunächst unter dem Motto „Wo stehen wir?“ erste Zwischenergebnisse aus der Analysephase sowie die wesentlichsten thematischen und räumlichen Schwerpunkte für die künftige Stadtteilentwicklung zur Diskussion gestellt. Diese sollen dann in einem nächsten Schritt vertiefend bearbeitet werden.
Im zweiten Bürgerforum, das unter dem Motto „Was wollen wir gemeinsam angehen?“ steht, sollen Handlungsvorschläge und Maßnahmen für ausgewählte thematische wie räumliche Schwerpunkte in Form einer offenen Ideenwerkstatt gemeinsam erarbeitet und diskutiert werden.
Die so im bürgerschaftlichem Diskurs entwickelten Ideen und Vorschläge werden anschließend zu Handlungsfeldern und Maßnahmen inhaltlich weiter verdichtet, priorisiert und räumlich genauer bestimmt. Das daraus zusammengefasste Stadtteilkonzept RSL 2030 soll nach seiner formellen Bestätigung durch Ortschaftsrat und Stadtrat die weitere Leitlinie für die künftige Entwicklung des Stadtteils Roßlau sein.
Die Stadtverwaltung hat das Dessauer Büro für Siedlungserneuerung um Birgit und Holger Schmidt mit der Bearbeitung des Konzeptes und der Moderation der Foren beauftragt. Das Büro verfügt über deutschlandweite Erfahrungen mit vergleichbaren Aufgaben und hat zugleich einen guten Einblick in die örtliche Situation.
Das Büro für Siedlungserneuerung aus Dessau wurde für die Bearbeitung des Konzeptes und die Moderation der Bürgerforen beauftragt.
Büro für Siedlungserneuerung
Dipl.-Ing. Holger Schmidt
Humperdinckstraße 16
06844 Dessau-Roßlau
Amt für Wirtschaft und Stadtplanung
Zerbster Straße 4
06844 Dessau-Roßlau
0340 204-2061
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