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Architekturpreis der Bauhausstadt Dessau 2013 - Lobende Erwähnung

Neugestaltung des Westausgangs Hbf Dessau

mann architektur, Prof. Michael Mann, Architekt BDA,
Albrechtstraße 3, 99089 Erfurt

Ein Bahnhof ist das Tor zur Stadt, im besten Fall ihre Visitenkarte. Die westliche Seite des Bahnhofs Dessau-Roßlau jedoch mit einem ungepflegten Flickwerk aus Wegen und Straßen glich über Jahre einem bescheidenen Hinterausgang ins Nirgendwo. Hier Ankommende mit dem Ziel Bauhaus oder Hochschule blieben verunsichert im wahrsten Wortsinn "auf der Strecke". Mit ihrem im Jahr 2004 ausgelobten und entschiedenen europaweiten Realisierungswettbewerb für eine geplante Umgestaltung des Bauhaus-Umfeldes war es erstes Anliegen der Stadt, diesen Missstand aufzuheben und durch neue Platz- und Straßenräume zwischen Hauptbahnhof und Bauhausplatz ein logistisch zusammenhängendes "Bauhausviertel" mit Campusatmosphäre zu schaffen.

Wer heute nach der Unterquerung den Bahnhof auf seiner westlichen Seite verlässt, betritt einen hellen, klar umgrenzten quadratischen Platz; er bildet den Auftakt für die Vielfalt der realisierten landschaftsarchitektonischen Leistungen und Lösungen im Quartier. Erstaunlich einfach und zugleich hochfunktionell ist das ins Quartier weisende, abgewinkelte Vordach von mann architektur, Erfurt, das die Fläche zu einem guten Teil schützt und mit indirektem Licht des abends erhellt. Eine leichte Stahlkonstruktion hält diesen holzverschalten Regen-, nicht unbedingt Windschutz, doch er genügt dem Reisenden für eine erste gute Übersicht und Orientierung. "Er schafft", urteilte das Preisgericht, "eine interessante und ästhetisch anspruchsvolle Raumbegrenzung der Platzsituation, ohne den Blick in das räumliche Umfeld zu behindern." Einladende Bänke, in kleinen Gruppen gepflanzte Gleditschien, ein überdachter Fahrradunterstand auf der Südseite wie auch die gestaltete Stützwand der Bahnhofstraße sind Komponenten, die dem Ort eine unverwechselbare Fassung leihen.

Fein abgestimmt ist die Sprache der verwendeten Formen und Materialien, die man allenthalben in der Abfolge der öffentlichen Räume bis in das Umfeld des Bauhauses hinein wiederfinden kann. "Der Platz besticht", resümiert die Jury, "durch sein klares, sensibel ausformuliertes Konzept"... und gestaltet mit einer "ausgewogenen Balance im städtebaulichen Gesamtensemble ... ein angemessenes Entree."