Neugestaltung des Bauhausplatzes, des Umfelds Bauhaus, der Bauhausstraße, des Seminarplatzes, der Schwabestraße und des Vorplatzes Westausgang Hauptbahnhof in Dessau-Roßlau.
Als 1919 das als Kunstschule gegründete Staatliche Bauhaus dem politischen Druck weichend 1925 von Weimar nach Dessau umzog, eröffnete sich für dessen Gründer Walter Gropius die Chance für seinen epochalen Schulneubau. Der zugewiesene städtische Bauplatz lag im noch jungen Erschließungsgebiet Georgenbreite, einem Areal zwischen Georgengarten, Bahnstrecke und Gropiusallee, das vormals landwirtschaftlich genutzt worden war. Mit Fertigstellung des Hauses bereits im Folgejahr ordnete sich auch sein Umfeld. Fotos aus den frühen Jahren zeigen den klaren Bau, diesen "Riesenlichtkubus" wie eine Besucherin 1927 vermerkte, gefasst von niedrigen Rasen- und Gehwegflächen, die in ihrer strengen Ordnung die Rolle eines Passepartouts für das wertvolle Haus zu übernehmen scheinen.
Dieser frühen Idee der Meister der Moderne sind die Sieger eines im Jahr 2004 europaweit ausgeschriebenen Wettbewerbes gefolgt. Mit ihm nahm die Ausloberin, die Stadt Dessau, den über die Jahrzehnte unübersehbar gewachsenen städtebaulichen Missstand zwischen Bauhausplatz, Seminarplatz bis zum Westausgang des Hauptbahnhofes in den Fokus, der ... "im deutlichen Widerspruch zum eindrucksvollen Erscheinungsbild der dominierenden Gebäude" stand. Ziel war daher, ein städtebauliches und freiraumplanerisches Gesamtkonzept zu entwickeln, "das Funktionen, Gebäude und Freiflächen als aufeinander bezogene Teile eines Ganzen versteht."
aus dem Protokoll der Jurysitzung am 06. Juni 2013:
Die Umgestaltung der Bauhausstraße sowie des Bauhaus- und des Seminarplatzes überzeugt die Jury durch Einfachheit und Klarheit.
Durch sparsam ausgewählte Materialien und Elemente, die präzise detailliert sind, erhält das weiträumige Umfeld des Weltkulturerbes "Bauhaus" eine angemessene Entsprechung.
Die Verfasser haben gekonnt die richtige Balance zwischen Zurückhaltung und Bedeutung gefunden. Der höhengleiche Einbau von Gehweg und Fahrbahn mit einheitlichem dunklen Asphalt-Belag und Lampen verwandelt den Ort in einen großzügigen Bildungscampus, der Bauhaus und Hochschule subtil verbindet.
Die reduzierte Gestaltung setzt dabei die unterschiedlichen Architekturen frei und hebt sie auf eine neutrale Plattform – gleich einem Passepartout, das sich selbst entspannt zurückhält und damit das Vorhandene bestmöglich hervorhebt.
So werden verschiedene Zeitschichten zu einem stimmigen Quartier vernetzt, ein reizvoller Dialog zwischen Freiraum und Gebäuden, zwischen Alt und Neu entsteht.
Wo früher Irritation herrschte, ist heute am Westausgang des Bahnhofs der Blick frei - die Orientierung leicht. Wo sich früher Verwilderung breit machte, findet man heute um das Bauhaus vielfältig nutzbare Freiflächen - Sonnen, Fußballspielen, Picknicken, vieles ist möglich.
Das erklärte Ziel des Wettbewerbs von 2004 "Räume mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen", ist hier bestens erfüllt. Der Ort ist durch die Freiraumgestaltung zum urbanen Kern geworden, es bleibt spannend wie sich das weitere Umfeld in Zukunft entwickelt.