A+ A-

Goldene Bücher

Startseite / Stadt & Bürger / Stadtporträt / Geheimnisvolles Rathaus / Goldene Bücher

Die Goldenen Bücher der Städte Dessau und Dessau-Roßlau

Die Goldenen Bücher der Stadt Dessau wurden nur selten hervorgeholt. Dann nämlich, wenn "hoher Besuch" zu Gast war und vom Oberbürgermeister zumeist im Rathaus repräsentativ empfangen wurde. Entsprechend liest sich das Goldene Buch wie ein "Who's who" bekannter oder gar berühmter Personen der Zeitgeschichte.

Kaiserreich, Weimarer Republik und Drittes Reich

Drei Jahre nach der Einweihung des heutigen Rathauses, im Jahr 1904, richtete man ein prachtvoll gebundenes und reich verziertes Goldenes Buch ein.

Das wertvolle Stück wurde in einer eigens angefertigten Holzschatulle aufbewahrt und führte auf dem reich verzierten Ledereinband den Titel "Goldenes Buch der Haupt- und Residenzstadt Dessau".

Die erste Seite zeigt ein pompöses Bild, darauf eine weibliche Figur, in einer Hand ein kunstvoll verziertes Buch mit der Aufschrift "Stark und treu" haltend, in der anderen den anhaltischen Bären.

Das Stadtwappen und das Rathaus im Hintergrund komplettieren das Gemälde, das noch viele weitere Einzelheiten bereit hält. Auf einer nächsten Seite findet sich das handschriftliche Signum von Kaiser Wilhelm II., der damit dem Goldenen Buch Dessaus höchstselbst seine majestätische Ehre erwies. Die folgenden Seiten sind dann um einiges dichter beschrieben und führen neben der Herzogfamilie eine Vielzahl von Persönlichkeiten aus Adelshäusern, Kunst und Kultur und natürlich aus der Politik auf.

Eine ganze Seite für sich allein konnte nur noch einmal der damalige Reichspräsident  von Hindenburg beanspruchen. Er besuchte Dessau am 14. Juni 1927. Einen erheblichen Wandel vollzieht das Buch freilich nach 1933, insbesondere während der Kriegsjahre 1939 bis 1945. 

"Glanz und Gloria" sucht man auf diesen letzten Seiten, mit denen das prachtvolle Buch endet, allerdings vergebens.

Die DDR

Ein Goldenes Buch, das den Namen zu Recht trüge, gab es in dieser Zeit nicht. Auf dem bläulichen, wenig hermachenden Kunstledereinband prangen weiß unterlegt das Wappen der Stadt Dessau und die Worte "Gästebuch der Stadt Dessau". Zu den ersten Gästen, die sich ab 1952 eintrugen, gehörte der erste Präsident der DDR, Wilhelm Pieck, gefolgt beispielsweise von Delegationen aus Vietnam und anderen "Freundesländern".     

Der letzte Eintrag vom Januar 1991, als die DDR offiziell schon seit einem Vierteljahr Geschichte war, stammt sinnigerweise vom "Kölner Dreigestirn". Die Jecken aus der Domstadt hatten neben Wittenberg auch Dessau einen Besuch abgestattet und beschlossen so das Gästebuch, das mit einem Staatspräsidenten seinen Anfang nahm.

Nach der Wende

Das bis 2007 gültige Goldene Buch der Stadt Dessau trägt auf dem Einband zwar nur den Titel eines "Gästebuches", wurde aber offiziell als "Goldenes" geführt - zum einen, weil es tatsächlich repräsentativ aufgemacht war, zum anderen, weil es parallel auch ein zweites, weniger hochrangiges "Gästebuch" gab.

Viele in- und ausländische Staatsgäste haben sich seit 1990 darin verewigt, beginnend beim früheren Außenminister Hans-Dietrich Genscher über die Bundespräsidenten Roman Herzog und Johannes Rau bis hin zu Bundeskanzler a. D. Gerhard Schröder und Königin Beatrix, um nur einige zu nennen.

Aber auch weniger staatstragende Persönlichkeiten fanden Aufnahme, wie zum Beispiel am 25. März 2002 der Kabarettist und Schauspieler Dieter Hallervorden. Der gebürtige Dessauer ist mittlerweile auch Ehrenbürger seiner Heimatstadt.

Nach der Fusion

Es dauerte ein paar Jahre, bis auch Dessau-Roßlau, die neue Doppelstadt, ab dem Jahr 2012 über ein repräsentatives "Ehrenbuch", respekive "Goldenes Buch" verfügte. 

Es sind verdienstvolle Persönlichkeiten, die z. B. mit der Ehrennadel der Stadt Dessau-Roßlau oder dem Sachsenberg-Preis ausgezeichnet wurden, die sich in das Goldene Buch am Tag der Ehrung eintragen dürfen. Sämtliche Ehrungen, die mit einem Eintrag ins Goldene Buch jeweils gekrönt werden, sind in der "Satzung über die Verleihung von Ehrenbürgerrechten, Ehrenpreisen und Ehrenbezeichnungen und weiteren Ehrungen in der Stadt Dessau-Roßlau" aufgeführt und geregelt.

Um es auch weiterhin illustren Gästen der Stadt Dessau-Roßlau bzw. des Rathauses zu ermöglichen, sich mit Namenszug und Widmung zu verewigen, wird - ohne eine konkrete Regelung in der Satzung - ein Gästbeuch vorgehalten, in das sich beispielsweise 2013 der weltberühmte Stararchitekt Daniel Liebskind eintrug, als er die Bauhausstätten in Dessau besuchte.