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Die Amtsketten gestern und heute

Im Rahmen des Neujahrsempfangs der Stadt Dessau-Roßlau am 12. Januar 2014 im Anhaltischen Theater Dessau wurde dem damaligen Amtsinhaber durch den Vorstand der Stadtsparkasse Dessau eine neue Amtskette für das Oberbürgermeisteramt überreicht. Die neue Kette verfügt über fünf Signets, die symbolisch für ausgewählte Markenzeichen Dessau-Roßlaus stehen. Kombiniert mit historischen Materialien sind sie in die Kette eingefasst, die mit den geometrischen Grundformen Kreis, Dreieck und Quadrat die Handschrift des Bauhauses trägt. 

Eine nähere Beschreibung finden Sie hier: [1427 kB]      

Bei der Amtskette des Oberbürgermeisters der Stadt Dessau (bis 2007) handelt es sich ursprünglich um die goldene "Ehrenkette für pflichtgetreue Bürgermeister", die Herzog Leopold Friedrich von Anhalt-Dessau - ein Enkel von Leopold Friedrich Franz ("Vater Franz") - 1854 dem Dessauer Bürgermeister Franz Medicus (1820 - 1884) verlieh.

Die Amtskette wurde mittels Spangen an der Schulter befestigt. Der Orden Albrechts des Bären gehörte ursprünglich nicht dazu. An der Kette ist zudem ein Medaillon befestigt. Es zeigt ein Bildnis (Brustbild) des Fürsten Joachim Ernst, der von 1570 bis zu seinem Tod 1586 die anhaltischen Lande allein regierte. Im Verschluss der Kette sind die Initialen "LF" (Leopold Friedrich) und das Datum "24. April 1854" eingraviert. An jenem Tag zog Erbprinz Friedrich mit seiner ihm frisch angetrauten Gemahlin Antoinette von Sachsen-Altenburg festlich in die Stadt Dessau ein. Zusammen mit der Amtskette ist auch der Siegelring des Oberbürgermeisters überliefert, in den das Dessauer Stadtwappen in seiner Form von 1848/49 eingraviert ist. 

Der erste Träger der damaligen "Ehrenkette für pflichtgetreue Bürgermeister", Bürgermeister Franz Medicus, war aus heutiger Sicht auf allerdings fragwürdige Weise in sein Amt bestellt worden.

Er wurde am 16. Oktober 1852 in einem zweifelhaften Wahlverfahren zum Dessauer Bürgermeister ernannt und löste den in der Revolutionszeit 1848 gewählten Bürgermeister K. W. Fritsche ab. Fritsche sollte durch einen herzogstreuen Beamten ersetzt werden. Favorit des Herzogs und dessen Regierung war der damalige Kreisgerichtssekretär Medicus.

Er wurde jedoch von der Mehrzahl der Stadtverordneten abgelehnt. Medicus musste vier Wahlgänge absolvieren, aber auch im letzten erhielt er nur 11 von 22 Stimmen - die übrigen Stadtverordneten hatten aus Protest leere Stimmzettel abgegeben. Daraufhin wurden sie einfach für abwesend und Medicus für einstimmig gewählt erklärt.

Bürgermeister Franz Medicus rechtfertigte das von Herzog und Regierung in ihn gesetzte Vertrauen und bewies die gewünschte Loyalität.

Zum Dank dafür wurde ihm bereits zwei Jahre nach Amtsantritt die genannte Ehrenkette verliehen. 1858 wurde Medicus auf Lebenszeit zum Bürgermeister bestellt, 1864 ernannte ihn der Herzog zum Oberbürgermeister.  

Quelle: Stadtarchiv